Die Bedürfnisperlen
(11 min Lesezeit)
„Wenn wir mit Freude geben und dankbar annehmen, sind alle gesegnet.“
Maya Angelou
Alles im Leben basiert auf Dualitäten. Kein Licht ohne Dunkelheit, keine Farbe ohne Schwärze, kein Tag ohne Nacht, kein Geben ohne Empfangen ... Geben und Empfangen ist ein unglaublich bedeutender Teil unseres Lebens. Alles ist ein ständiger Austausch von Elementen, Objekten, Gesten und vielen weiteren Energieformen. Und wie bei allem anderen ist eine gute Balance unabdingbar. Begleite mich auf einer kleinen Reise in die Welt des Gebens und Empfangens. Da es ein recht komplexes Thema ist, kann es sein, dass du Zeit brauchst, um darüber nachzudenken und dich und deine Umwelt zu beobachten.
Stell dir vor, du hast in deinem Kopf ein riesiges Regal mit Hunderten von Gläsern, die winzige Perlen enthalten. Die Perlen jedes Glases haben eine bestimmte Farbe, die jeweils für eines der menschlichen Bedürfnisse steht. Ist das Glas voll, kannst du einige der Perlen verschenken, ohne das Glas sofort wieder auffüllen zu müssen. Gehen wir mal davon aus, dass drei Viertel die optimale Füllhöhe ist, um ein entspanntes und gesundes Leben zu führen. Ist das Glas noch halb voll, so ist das für den Moment in Ordnung, aber du solltest schon einmal im Blick behalten, dass ein Nachfüllen bald nötig sein wird. Alles unter 50% soll nur ein vorübergehender Zustand sein. Wir alle haben das ein oder andere Glas, das nicht voll genug ist, bei dem wir uns aber schwertun, es zu füllen, weil das Nachfüllen von anderen Menschen abhängig ist. Wir brauchen z.B. dringend liebevollen Körperkontakt und haben keinen Partner. Oder wir haben keine finanzielle Sicherheit, können aber keinen gut bezahlten Job finden, der noch dazu gut für uns ist. Wir vernachlässigen Sport und Fitness, weil wir mit Arbeit, Kindern, Familie oder anderen Hobbies zu beschäftigt sind… Auf Dauer kein erstrebenswerter Zustand.
Einige Gläser können nur von uns selbst gefüllt werden (Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Fitness usw.), einige Gläser nur von anderen (z. B. Körperkontakt oder Zuhören) und einige sind immer voll, weil ihr Inhalt einfach IST und weder gegeben noch empfangen, weniger oder mehr werden kann. „Liebe“ ist ein Beispiel dafür. Was andere für dich tun oder was sie dir geben, ist Ausdruck ihrer Liebe, aber sie können dir keine Liebe geben. Es ist als wäre das Glas mit den Perlen der Liebe dafür da, dem anderen gezeigt zu werden, während Perlen anderer Farben überreicht werden. Ich schenke dir Perlen der Aufmerksamkeit und zeige dir gleichzeitig die Perlen der Liebe. Ob du dann beide Perlen sehen kannst, oder nur die Perlen der Aufmerksamkeit, die in deinen Händen liegen, hängt ganz von dir ab. Wenn du die Perlen der Liebe siehst, werden sie dich an deine eigenen Perlen der Liebe erinnern und du wirst die Liebe spüren, die du jederzeit in dir trägst.
Zurück zu den Gläsern… Deine wichtigsten Gläser sollten stets gut gefüllt sein. Welche Gläser das sind, entscheidest du selbst. Für mich ist es unglaublich wichtig, Zeit in der Natur oder mit meinen Lieblingsmenschen zu verbringen. Auch dicke Umarmungen, finanzielle Sicherheit und Momente der absoluten Stille gehören mit dazu.
Da wir manche Gläser nicht selbst füllen können, sind wir auf andere Menschen (oder Tiere) angewiesen. Zwischenmenschliches kann komplex sein und so wollen wir uns anschauen, wie das beim Thema „Geben und Empfangen“ aussehen kann. Spür beim Lesen in dich hinein. Was bewirken meine Worte in dir?
Es gibt verschiedene Arten von „Gebern“:
1) Wahres Geben basiert darauf, das Gegebene als Geschenk oder Angebot zu sehen. Dadurch löst sich der Geber emotional vom Ergebnis oder den Folgen seines Handelns und erwartet keine Gegenleistung. Dem Empfänger dieser Geschenke oder Angebote steht es völlig frei, zu entscheiden, was er damit tun will. Er kann sie behalten, ablehnen oder auch jemand anderem geben. Der Geber schenkt dem keine Aufmerksamkeit, denn seine Freude kommt vom Geben selbst. Es ist ein edler Geisteszustand, der nicht so leicht zu erreichen ist, uns aber guttut und zur Lebensfreude beitragen kann.
2) Die zweite Art von Gebern ist jemand, der sich eine Gegenleistung erhofft. Und dies kann entweder eine unbewusste Hoffnung sein, die ihm möglicherweise gar nicht wirklich bewusst ist, oder auch eine geheime Hoffnung, die er nicht auszudrücken wagt. In seiner Welt ist Geben und Empfangen miteinander verbunden und je mehr er gibt, desto mehr hofft er, dafür etwas zurückzubekommen. Er wird es aber nicht (direkt) sagen und deshalb eher in Stille hoffen und manchmal darunter leiden.
3) Die dritte Art von Gebern sind Menschen, die aktiv eine Gegenleistung erwarten und dich das durchaus wissen lassen, vor allem, wenn die Gegenleistung nicht eintrifft. Zwei mögliche Szenarien werde ich anhand des Perlenbildes erklären:
Das Glas mit den orangefarbenen Perlen des Empfängers ist fast leer und der Geber bietet ihm einige seiner eigenen an. Er erwartet dann als Gegenleistung ebenfalls orangenfarbene Perlen zu erhalten. Entweder hat er mehr Perlen hergegeben als er es sich leisten konnte und hat jetzt selbst zu wenig, oder er hatte von Anfang an nicht genug und hätte gar keine hergeben dürfen. Aber der Empfänger hat entweder jetzt eine angenehme Menge an orangenfarbene Perlen und möchte keine zurückgeben, oder er hat gerade so viele, dass es ihm damit gut geht, und kann es sich nicht leisten, sie wieder zu verlieren. Wenn er sich dennoch dazu entschließt, wieder welche herzugeben, könnte dies zu einem ständigen Hin und Her führen, ohne dass auf beiden Seiten ein wirklicher Vorteil entsteht.
Ein zweites mögliches Szenario wäre, dass der Geber als Gegenleistung Perlen einer anderen Farbe erwartet. Auch hier hängt es vom Empfänger ab, ob diese Erwartung erfüllt werden kann.
Du kannst hier sehr schön sehen, wie Erwartungen uns oft das Leben schwer machen.
4) Die vierte Art von Gebern akzeptiert kein NEIN, wenn sie sich entscheiden zu geben. Ich nenne sie gerne die „aufdringlichen Geber“. Sie lassen nicht locker, bis das Gegenüber aufgibt und einfach alles annimmt, ob es gebraucht wird oder nicht. Stell dir nun vor, dass das Glas mit den blauen Perlen des Empfängers bereits mehr als ¾ voll ist. Er ist ziemlich zufrieden mit dieser Menge blauer Perlen und braucht nicht wirklich mehr. Der aufdringliche Geber konzentriert sich jedoch so auf das Geben, dass er den verbleibenden Platz im blauen Perlenglas des Empfängers nicht berücksichtigt. Er drückt ein weiteres halbes Glas in die Hände des Empfängers und ist glücklich, etwas Gutes getan zu haben. Einige dieser Perlen passen vielleicht noch in das Glas des Empfängers, aber was soll er nur er mit dem Rest anstellen? Er kann sie entweder irgendwie woanders aufzubewahren, sie an jemanden weiterzugeben, der sie mehr braucht als er, oder sie einfach fallen und „verschwinden“ lassen, sofern das denn möglich ist. Manchmal haben wir wirklich die besten Absichten, wenn wir anderen Perlen einer bestimmten Farbe schenken. Wir sind voll davon überzeugt, dass das in dem Moment genau das Richtige und auf jeden Fall notwendig ist. In unserer Welt mag das so stimmen, aber für die andere Person wäre eine andere Farbe vielleicht viel besser.
Stell dir vor, eine Freundin hat eine intensive Erfahrung gemacht und ist nun damit beschäftigt, mit dem Chaos an Gedanken und Gefühlen fertigzuwerden, die damit einhergehen. Als gute Freundin/guter Freund bist du da, um ihr all deine Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken, denn in deiner Realität ist das solchen Situationen genau das, was gebraucht wird. Und du stellst Fragen und versuchst, sie dazu zu bringen, ihre chaotischen Gedanken in Worte zu fassen. Sicher wird sie sich danach besser fühlen. Was sie in diesem Moment jedoch wirklich braucht, ist Raum zum Atmen, Stille zum sich selbst Zuhören und Ruhe, um die rasenden Gedanken zu entschleunigen. Aufdringliche Geber berücksichtigen die Realität anderer nicht und das selten in böser Absicht. Sie haben einfach nicht gelernt, ihre eigene Realität in Frage zu stellen.
Es gibt auch verschiedene Arten von Empfängern. Im Allgemeinen ist ein Empfänger jeder, der etwas annimmt, das ihm angeboten wurde. Jeder hat das Recht, diese Entscheidung für sich selbst zu treffen. Ich werde etwas weiter unten darüber sprechen, was es in diesem Kontext heißt, Grenzen setzen zu können. Jetzt erstmal zu den Empfängern:
1) Die erste Art von Empfängern sind diejenigen, die dankbar annehmen, was gegeben wird. Sie wissen die Bemühungen des Gebers zu schätzen und lassen ihn das auch wissen. Alles, was gegeben wurde, wird mit Sorgfalt behandelt und gut eingesetzt: Die Energie aus einer schönen, warmen Umarmung, verwandelt sich in ein Lächeln für einen Fremden auf der Straße; Essen, nährt unseren Körper und ermöglicht es uns, aktiv zu sein; Geldgeschenke können es uns z.B. erlauben, eine Nähmaschine zu kaufen, mit der wir Kleidungsstücke reparieren können und sie so nicht wegwerfen müssen; ein offenes Ohr hilft uns, Steine abzuladen, die uns auf dem Herzen lagen; und vieles mehr.
2) Die zweite Art von Empfängern sind diejenigen, die sich damit schwertun, anzunehmen ohne zu geben. Es sind all diejenigen, die sich in der Rolle des Gebers sehr viel wohler fühlen als in der des Empfängers. Wenn sie etwas erhalten, denken sie automatisch darüber nach, was sie für den Geber tun könnten, und wenn ihnen nichts einfällt, fühlen sie sich unwohl. Vielleicht sind alle ihre Gläser viel zu leer, um etwas verschenken zu können, oder die Gläser des Gebers sind gut voll und er braucht einfach nichts ... Der Empfänger hat dann höchstwahrscheinlich das Gefühl, dass er es nicht verdient, beschenkt zu werden. Momentan ist das eine der größten Herausforderungen meines Lebens. Es fällt mir extrem schwer, Hilfe anzunehmen, wenn ich das Gefühl habe, in dem Moment selbst nichts bieten zu können. Wenn aber wenn jemand in Not ist, bin ich die Erste, die auf der Matte steht und anbietet, was ich geben kann.
3) Die dritte Art von Empfängern nenne ich gerne die „Forderer“. Forderer sind diejenigen, die sagen, was sie brauchen, dann erwarten, dass es geliefert wird und es einfordern, sollte es nicht von alleine passieren. Sie zeigen sich verärgert, machen eine Szene gemacht wird und verursachen Schuldgefühle in dir, wenn du ihnen nicht das anbieten kannst oder möchtest, was sie brauchen oder wollen. Es ist wichtig zwischen „um etwas bitten“ und „etwas fordern“ zu unterscheiden. Wenn ich um etwas bitte, dann lasse ich die Möglichkeit offen, ob meine Bitte nicht erfüllt werden wird oder nicht. Wenn ich etwas fordere, ist ein Nein als Antwort eigentlich keine Option für mich. In den meisten Fällen verhalten sich die Forderer nicht absichtlich so, sondern weil sie nie gelernt haben, dass das eher beziehungsschädigend als -fördernd ist.
4) Und dann gibt es die selbstgemachten Empfänger, von mir auch „Nehmer“ genannt. Sie werden sich nehmen, was sie brauchen, ohne zu fragen. Sie gehen direkt zu deinem Regal mit den Gläsern voller bunter Perlen und bedienen sich selbst… wenn du sie lässt! Im wirklichen Leben kann sich dies auf verschiedenste Weise ausdrücken: Jemand benutzt dich als emotionalen Mülleimer oder verlangt deine Aufmerksamkeit in Momenten, in denen du dich eigentlich auf andere Dinge konzentrieren musst; er weicht nicht von deiner Seite oder umarmt dich ungefragt, weil er das gerade braucht und so gerne mag; er besetzt Platz in deiner mentalen Welt, indem er unaufgefordert seine Meinung zu Dingen gibt, die du dann verarbeiten musst usw.
Im Laufe unseres Lebens pflegen wir viele verschiedene Beziehungen, einige davon freiwillig, andere eher unfreiwillig, wie z.B. am Arbeitsplatz. Je nachdem, mit wem wir zusammen sind, stecken wir mal in der einen oder der andere der oben genannten Rollen. Unser Charakter und unsere Erziehung geben uns eine Art Hauptrolle vor, aber es gibt immer Momente im Leben, in denen wir Rollen tauschen und auch mal diejenigen einnehmen, die wir wahrscheinlich gerne leugnen würden.
Kettenreaktion des Gebens und Empfangens
Eine weise Person hat mir einmal gesagt, dass wir nicht immer von Demjenigen etwas zurückerhalten, dem wir geben. Manchmal bestimmt, aber nicht immer. Oft ist es eher eine Kettenreaktion und das hat durchaus seine Logik. Stell dir vor, du möchtest einen Kuchen backen und hast vergessen, Eier zu kaufen. Es ist Sonntag, deshalb kannst du nicht einfach in den Supermarkt gehen. Was wirst du also tun? Du kannst deinen freundlichen Nachbarn um Eier bitten und wenn du Glück hast, wird er dir welche geben können. Stell dir nun weiter vor, dass der freundliche Nachbar völlig vergessen hat, dass er die Eier ja selbst braucht, weil er zum Abendessen ein Omelett machen wollte. Es wäre ziemlich nutzlos, an deiner Tür zu klingeln und nach den Eiern zu fragen, die du gerade in den Kuchenteig gerührt hast. Der freundliche Nachbar ruft also einen Freund an, der in der Nähe wohnt, und holt sich auf diese Weise ein paar Eier zurück. Ein Hin und Her ist hier wie gesagt nicht möglich.
Der freundliche Nachbar könnte jedoch etwas anderes brauchen und danach fragen und dadurch eine kleine Kettenreaktion auslösen: „Ich kann dir Eier geben, aber hättest du zufällig ein paar Mandeln übrig?“ Aber vielleicht bittet der freundliche Nachbar lieber einen Freund um die Mandeln, der wiederum von jemand anderem ... usw. An dem Gedanken könnten wir endlos weiterspinnen.
Der Meister tut und dann vergisst er… Wenn wir, was wir geben, als Geschenk betrachten und uns davon lösen, was danach damit geschieht, ziehen wir auf magische Weise andere wahre Geber in unser Leben und plötzlich empfangen wir, wenn wir geben, nur nicht immer aus derselben Richtung. Nenn es Karma, nenn es Gesetz der Anziehung ...
Eine kleine Reise in die Welt des Grenzensetzens
Wenn ich selbstbewusst Grenzen setze, bin ich es gewohnt, NEIN zu sagen, wenn ich nicht geben kann, was von mir verlangt wird. Für mich ist es eine natürliche und gültige Antwort, eine Entscheidung, die ich oder jeder treffen kann und die man nicht persönlich nehmen muss. Ich werde jedoch automatisch erwarten, dass andere das Gleiche tun, denn so funktioniert meine Welt. Wenn du nicht tun oder geben kannst, was ich von dir verlange, wirst du NEIN sagen und ich werde damit einverstanden sein. Was aber passiert, wenn ich auf jemanden treffe, der nicht so gut ist im Grenzensetzen? Dann ist es durchaus möglich, dass ich diese Person ausnutze, ohne es zu wollen oder ohne es zu merken. Wenn der andere nicht tun oder geben will, was ich von ihm verlange, oder er es sich nicht leisten kann, wird er es mich doch wissen lassen, oder?
Nicht immer, denn …
… wenn ich nicht gelernt habe, Grenzen zu setzen, erlebe ich die Situation von der anderen Seite. Ich werde wahrscheinlich immer zu allem JA sagen, was von mir verlangt wird. Die Bedürfnisse der Anderen stehen immer an erster Stelle. Ich würde mich sehr egoistisch und unhöflich fühlen, NEIN zu sagen, obwohl jemand in Not ist und ich helfen könnte. Also gebe ich, was ich habe, auch wenn ich mir dabei selbst schade. Aber was passiert umgekehrt, wenn ich etwas von jemandem verlange, der starke Grenzen setzt? Wie reagiere ich, wenn er NEIN sagt? Ich werde mich persönlich abgelehnt fühlen, es einfordern. Vielleich denke und sage ich sogar Dinge sagen wie: „Ich würde das Gleiche für dich tun.“ Oder „Ich habe in der Vergangenheit das Gleiche für dich getan.“ Da man in meiner Welt nicht NEIN sagt, erwarte ich, dass alle anderen das auch nicht tun.
Wenn ich beide Seiten der Medaille sehen kann, habe ich den 6er im Lotto gewonnen. Ich werde in der Lage sein, starke und gesunde Grenzen für mich selbst zu setzen UND sicherstellen, dass diejenigen, die keine haben, nicht ausgenutzt werden. Ich kann freundlich NEIN sagen und ihnen zeigen, wie sehr sie selbst brauchen, was sie mir gerade anbieten. Und ich kann NEIN sagen und ihnen zeigen, dass ich sehr gerne geben würde, was sie brauchen, es mir aber nicht leisten kann.
Ich war mein ganzes Leben lang ein ausgeprägter Geber. Es ist etwas, das für mich als hochsensible und intuitive Person selbstverständlich ist. Ich scheine immer genau zu wissen, was in einer bestimmten Situation benötigt wird, auch ohne, dass es jemand offen ausdrückt, und ich habe das Gleiche auch bei anderen beobachtet. Darüber hinaus wurde mir schon als Kind beigebracht ein Geber zu sein und immer zuerst für die anderen und dann für mich selbst zu sorgen. Das Erste ist ein natürliches Charaktermerkmal und auch gut so, wenn das richtige Bewusstsein dafür da ist, das Zweite jedoch eine erlernte Gewohnheit und ein Glaubensgrundsatz, der mich mein ganzes Leben lang in große Schwierigkeiten gebracht hat, insbesondere während meiner ersten Schritte im Erwachsenenalter und Arbeitsleben. Daran arbeite ich immer noch, denn die Bedürfnisse anderer über die eigenen zu stellen ist ungesund.
Bist du bereit dazu, dich und dein Leben zu beobachten? Nimm dir Zeit, um die folgenden Fragen durchzugehen und behalte sie vielleicht erstmal einfach nur im Hinterkopf, während du deinem Alltag nachgehst. Die Antworten auf die Fragen können je nach Situation und Beziehung, die du betrachtest, sehr unterschiedlich ausfallen:
Als Geber:
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Was ist deine Motivation, wenn du etwas gibst? Erwartest du oft eine Gegenleistung?
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Gibst du nur das, was du dir leisten kannst?
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Kannst du dich an Situationen erinnern, in denen du mehr gegeben hast, als du hättest geben sollen oder wollen? Was war der Grund dafür?
Als Empfänger:
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Wie fühlst du dich, wenn du etwas bekommst?
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Bist du aufgeregt?
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Nimmst du es als selbstverständlich hin?
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Fühlst du dich unter Druck gesetzt, (sofort) etwas zurückzugeben?
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Wie gehst du mit einer Situation um, in der dir mehr gegeben wird, als du handhaben kannst?
Grenzensetzen:
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Wie leicht fällt es dir, dich an die erste Stelle zu setzen und bei Bedarf NEIN zu sagen?
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Kennst du jemanden, der Schwierigkeiten damit hat, NEIN zu sagen?
Ich wünsche dir,…
… dass Geben und Empfangen dir in deinem Leben stets Freude bereitet.
… dass du immer das bekommst, was du brauchst, und dass alle deine Gläser voller wunderschön gefärbter Perlen sind.
… dass du schöne Überraschungen erlebst und die nötigen Geschenke oder Angebote genau dann kommen, wenn du sie am wenigsten erwartest.