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Die Energie-Kerze

(5 Min Lesezeit)

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“Dort, wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten, geht auch unsere Energie.”

Joe Dispenza

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Stell dir jeden Menschen als Kerze vor, genauer gesagt als Kerze in einem Glas. Eine Kerze wie wir sie abends auf den Balkon, die Terrasse oder den Gartentisch stellen. Die Flamme einer Kerze gibt uns Licht, sie wärmt unser Herz und macht unser Zuhause schön und gemütlich. Wir Menschen tun genau das Gleiche, wenn wir mit anderen zusammensind: ein Lächeln oder zärtliche Berührungen, ein beruhigendes oder erheiterndes Wort oder einfach nur unsere Anwesenheit. Selbst die kleinste Geste, wenn sie richtig eingesetzt wird, kann große Auswirkungen auf andere haben.

 

Nimm dir einen Moment Zeit und denk über die folgenden Fragen nach: Kennst du jemanden, um den herum sich alle immer sofort wohlfühlen, oder wurde dir von anderen gesagt, dass sie sich bei dir so fühlen? Wenn ja, wie fühlt sich das für dich an? Schließ für einen Moment die Augen, atme ein paar Mal tief ein und aus und beobachte deine Gedanken ...

 

Wie fühlst du dich, nachdem du die Menschen gesehen hast, die dir am nächsten stehen oder die du am häufigsten siehst? Fühlst du dich energiegeladen und ausgeruht oder hast du eher das Gefühl, ein eine Runde schlafen zu müssen? Sich darüber in Ruhe Gedanken zu machen, ist besonders für (hoch-)sensible Personen wichtig, da wir dazu neigen, anderen unbewusst und unbemerkt einen großen Teil unserer Energie zu geben.

 

Kehren wir zum Bild der Kerze und ihrer Flamme zurück. Es gibt zwei Arten von Kerzen und je nach Bewusstsein, Erziehung oder Lernprozess bist du entweder die eine oder die andere.

 

Die erste Kerze ist so eine, wie ich sie am Anfang erwähnt habe. Das Glas steht für deinen physischen Körper und das Wachs der Kerze für deine interne Batterie oder Energiespeicher. Die Flamme steht für all die schönen Geschenke und Gesten, die du anderen gibst. Eine Flamme braucht das Wachs als Energiezufuhr. Wenn dieses Wachs aufgebraucht ist, erlischt die Flamme und wir müssen uns eine neue Kerze besorgen, was uns Zeit und Geld kostet. Und während wir damit beschäftigt sind, ist da keine Flamme, die uns Licht, Wärme oder Gemütlichkeit spenden könnte.

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Nehmen wir dieses Beispiel mit in unser wirkliches Leben und stellen uns eine Situation vor, wie z.B. ein Abendessen mit Freunden in einem großen Restaurant. Introvertierte und hochsensible Personen haben ihre Probleme mit solchen Situationen. Am Anfang sind wir noch gut gelaunt und lachen viel, wir geben jedem das Gefühl, willkommen zu sein und gehört zu werden, und so weiter. Nach einer Weile jedoch sinkt unser Energielevel und wir fangen an, müde zu werden. Wir können uns nicht mehr so gut auf das konzentrieren, was gesagt wird, Kleinigkeiten irritieren uns schneller mal und wir sehnen uns nach einem Rückzugsort, an dem wir Kopf und Ohren eine Pause geben können. Wenn wir nicht rechtzeitig reagieren, geht unsere Flamme aus. Wenn das passiert, kann es gut sein, dass wir am Ende eines eigentlich schönen Abends das Gefühl haben, ungesellig und vielleicht sogar langweilig gewesen zu sein.

 

Die Herausforderung bei dieser Art von Kerze besteht darin, dass man sie nicht einfach nachfüllen kann. Man muss immer erst das alte Wachs entfernen, es durch eine neue Kerze ersetzen und die dann anzünden. Wenn wir schnell genug sind, können wir die neue Kerze mit der alten Flamme anzünden. Wenn die Flamme allerdings schon erloschen ist, müssen wir eine externe Feuerquelle finden. Und das ist oftmals viel schwieriger als man denkt. Wer also diese Art von Kerze ist, sollte immer neue Kerzen auf Lager zu haben. Ohne Flamme, die uns Licht, Energie und Bestimmtheit verleiht, kann es eine ziemliche Herausforderung sein, sich neues Wachs zu besorgen.

 

Wer das alles vermeiden möchte, kann lernen, eine nachfüllbare Kerze mit flüssigem Wachs, also eine Öllampe, zu werden. Klingt vielversprechend, oder? Stell dir vor, dein Körper besteht wieder aus Glas, aber diesmal ist es ein geschlossener Behälter mit einem kleinen Loch oben, aus dem der Docht herausragt. Etwas davon vom Docht entfernt ist ein etwas größeres Loch, das von einem Glasstopfen verschlossen wird, der die Öffnung auslaufsicher verschließt. In diesem Glasbehälter befindet sich das flüssige Wachs oder Öl, unsere Energiequelle. Das Schöne an dieser Lampe ist, dass sie jederzeit nachgefüllt werden kann, ohne den Fluss von Licht, Wärme und Gemütlichkeit zu unterbrechen, denn die Flamme muss nicht auf einen neuen Docht übertragen werden.

 

Es ist wichtig zu erwähnen, dass Licht, Wärme und Gemütlichkeit unserer Kerzen nicht nur für andere bestimmt sind. Einen Teil davon können und müssen wir auch uns selbst schenken. Wenn die Flamme erlischt, stehen wir mit leeren Händen da und müssen uns auf die zuvor genannten externen Energiequellen verlassen, um unsere eigene Flamme neu aufleuchten zu lassen. Und damit geraten wir in Abhängigkeit von anderen.

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Kehren wir zu unserer Situation im Restaurant zurück. Stell dir uns Introvertierte als Öllampen vor. Welchen Vorteil haben wir jetzt im Gegensatz zu vorher? Da wir jetzt nachfüllbar sind, können wir immer wieder kleine Energiequellen finden, die uns helfen, die Lampe über den Abend hinweg so voll wie möglich zu halten. Danach gehen wir nach Hause und können sie dort wieder vollständig aufladen. Mögliche Optionen sind ein 5-minütiger Spaziergang an der frischen Luft, ein Moment, in dem wir uns vom Gespräch abkoppeln und mit offenen Augen meditieren, 5 Minuten auf der Toilette, um dem Lärm zu entkommen oder ein Platzwechsel, um eine Weile neben jemand anderem zu sitzen.

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Dort, wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten, geht auch unsere Energie. Anstatt all unser Licht und unsere Energie an andere weiterzugeben, können wir uns immer wieder dafür entscheiden, etwas davon für uns zu behalten, indem wir uns, wenn auch nur für einen Moment, auf unseren Körper und seine Bedürfnisse konzentrieren. Es bewirkt Wunder.

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Eine kleine interessante Randnotiz hier: Eine extrovertierte Öllampe würde sich in derselben Situation bis zum Bersten füllen und die Flamme würde immer größer und größer werden…

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Hier ein paar Fragen an dich zur Selbstbeobachtung:

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  • Welche der beiden Kerzen bist du gerade?

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  • Wie lädst du dich am besten auf und erlebst du viele Situationen, in denen deine Flamme erlischt und du einen Funken finden musst, mit dem du sie neu entzünden kannst?

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  • Was für Kerzen sind deine Lieblingsmenschen?

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Denk an all deine Beziehungen: Deinen Partner, deine Freunde oder Familie. Wie fühlst du dich, nachdem du Zeit mit ihnen verbracht hast? Hast du körperliche Reaktionen wie Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen oder Rückenschmerzen? Möglich sind auch subtilere Anzeichen. Manchmal muss ich ständig gähnen, wenn ich um bestimmte Leute herum oder in bestimmten Situationen bin, die mich meist unbemerkt Energie kosten. Ein andermal habe ich das Gefühl, mich sofort hinlegen und eine Siesta machen zu wollen, oder ich habe Heißhunger auf Schokolade. Das alles sind Anzeichen dafür, dass ich mehr Energie verbrauche als ich in dem Moment zu bieten habe und dass ich etwas dagegen unternehmen sollte. Manchmal hilft es, der Situation zu entkommen, manchmal hilft mir Weinen, um aufgestaute Emotionen oder den momentanen inneren Druck loszuwerden, und manchmal muss ich es in Worte fassen und mit jemandem darüber sprechen.

 

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Auch dein Körper spricht mit dir. Bist du bereit, ihm zuzuhören?

 

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Beobachte dich gut und bleib neugierig. Und wenn du deine Erfahrungen mit mir teilen möchtest, schreib mir eine E-Mail. Ich freue mich, von dir zu hören.

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